Der Aufsatz stellt die Vorgaben für ein Sündenprotokoll vor, wie sie in Ignatius von Loyolas Geistlichen Übungen zu finden sind. Er vergleicht diese jesuitische Schreibpraxis zum einen mit pietistisch-puritanischen ›Seelenprotokollen‹ und zum anderen mit nicht genuin geistlichen Sündenregistern: mit chronikalischen Berichten von Leid und Gewalt, wie sie in den Kriegszusammenhängen des 17. Jahrhunderts entstanden sind. Der Artikel fragt nach den Besonderheiten religiöser oder religiös grundierter Protokolle in der Frühen Neuzeit: nach Verzeichnissen heilsrelevanter Geschehensabläufe; und damit fragt er umgekehrt nach der spezifischen Protokollstruktur religiöser Praktiken der Selbstvergewisserung und Gewissenserforschung. Dabei werden die unterschiedlichen Räumlichkeiten herausgearbeitet, die die Struktur, das Verfahren und den epistemischen Wert des Protokollierens regieren und in denen die quantitativen Dimensionen des Religiösen aufscheinen.