Die Frage, ob es sich bei bewaffneten Drohnen um eine aus Sicht des humanitären Völkerrechts unbedenkliche Militärtechnologie handelt, ist Gegenstand der vorliegenden Untersuchung. Im ersten Teil werden bewaffnete Drohnen der Prüfung des Art. 36 ZP I unterzogen, wobei die Datengrundlage derzeit im Einsatz befindliche bewaffnete Drohnenmodelle bilden. Inhalt, Umfang und Umsetzung der Prüfpflicht aus Art. 36 ZP I sind in der Wissenschaft bisher nicht erschöpfend behandelt worden, da auch die Staaten sich aufgrund der hoch sensiblen Informationen diesbezüglich bedeckt halten. Ein Diskurs in diesem Bereich ist dringend notwendig, da es sich um eine der wenigen präventiven Maßnahmen im internationalen Waffenrecht handelt. Darüber hinaus geht die vorliegende Betrachtung davon aus, dass im Falle der Drohnentechnologie einmal mehr anzunehmen ist, dass sie aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften die moderne Art der Kriegsführung nachhaltig prägen wird. Diesbezüglich werden Warnungen laut, dass Drohnen a) aufgrund ihrer Reichweite und gezielten Einsetzbarkeit den globalen Krieg ermöglichen, b) aufgrund ihrer „Unauffälligkeit“ die Geheimhaltung bewaffneter Angriffe begünstigen und c) der für eigene Soldaten risikolose Drohneneinsatz die Entscheidung zur kriegerischen Durchsetzung politischer Interessen erleichtern würde. Diese Thesen wurden bisher aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet, rechtliche Bewertungen sind hier jedoch rar. Um festzustellen, ob es sich bei den angesprochenen Thesen um rein politische oder vielleicht doch rechtlich relevante und somit um rechtspolitische Fragen handelt, ist eine Würdigung der antizipierten Einflüsse der Drohnentechnologie aus Sicht des humanitären Völkerrechts unverzichtbar. Der Erörterung dieser Fragen widmet sich der zweite Teil.
The question of whether armed drones are a harmless military technology from the perspective of international humanitarian law is the subject of this study. In the first part, armed drones are subjected to the scrutiny of Art. 36 ICP I, whereby the data basis is formed by armed drone models currently in use. The content, scope and implementation of the inspection obligation under Art. 36 CP I have not yet been dealt with exhaustively in academic circles, as states are also keeping a low profile in this regard due to the highly sensitive nature of the information involved. A discourse in this area is urgently needed, as it is one of the few preventive measures in international arms law. Furthermore, the present analysis assumes that in the case of drone technology, it can once again be assumed that it will have a lasting impact on modern warfare due to its unique characteristics. In this regard, warnings are being voiced that drones a) enable global war due to their range and targeted deployability, b) favour the secrecy of armed attacks due to their "inconspicuousness" and c) the risk-free use of drones for own soldiers would facilitate the decision to enforce political interests through war.These theses have so far been analysed from different perspectives, but legal assessments are rare. In order to determine whether the theses addressed are purely political or perhaps legally relevant and thus questions of legal policy, an assessment of the anticipated influences of drone technology from the perspective of international humanitarian law is indispensable. The second part is dedicated to the discussion of these questions.