Zusammenfassung. Fragestellung: Kinder haben ein Recht auf Mitbestimmung. Welche Phasen und Bereiche von Mitbestimmung innerhalb der Kinder- und Jugendpsychiatrie besonders relevant sind, wurde nur selten empirisch untersucht. Somit ist es Ziel der vorliegenden Studie, den Wunsch und das Erleben von Beteiligung für verschiedene Dimensionen der stationären Behandlung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie differenziert zu betrachten. Methode: Es wurde eine prospektive multizentrische Fragebogenerhebung durchgeführt. Das Erhebungsinstrument umfasste 100 Fragen, zusammengefasst in 16 Skalen, zum Wunsch und Erleben von Beteiligung innerhalb verschiedener Phasen (Information, Deliberation, Entscheidung), Bereiche (Behandlung, Klinikalltag, Persönliche Freiheiten) und Partizipation im weiteren Sinne (Respekt, Vertrauen). Die Daten wurden deskriptiv und inferenzstatistisch ausgewertet. Ergebnisse: 81 Kinder und Jugendliche aus fünf psychiatrischen Kliniken nahmen an der Studie teil. Insgesamt wünschen sie sich mehr Beteiligung als sie erleben. Je höher die Stufe der Beteiligung, desto größer die Differenz zwischen Wunsch und Erleben. Für Entscheidungen zur Kommunikation mit Familie und Freunden ist der Wunsch nach Beteiligung besonders hoch. Die deutlichste Differenz zwischen Wunsch und Erleben zeigte sich im respektvollen und vertrauensvollen Umgang mit den Kindern und Jugendlichen. Für weibliche Patienten ist diese Differenz noch größer als für männliche. Schlussfolgerung: Partizipation ist mehr als Aufklärung bei Behandlungsentscheidungen. Besonders bei höheren Stufen von Beteiligung und bei Entscheidungen zur Kommunikation mit Familie und Freunden besteht noch Potenzial für den Einbezug der Kinder und Jugendlichen. Ein respekt- und vertrauensvoller Umgang mit den Patientinnen und Patienten, unabhängig von Alter, Geschlecht und Erkrankung, sind dabei die Grundlage.
Abstract. Objective: Children have the right to participate in decisions that affect them. However, the stages and domains of participation relevant within inpatient child and adolescent psychiatry have rarely been empirically investigated. The present study closes this research gap. Method: A prospective, multicenter, questionnaire-based survey was conducted. The questionnaire comprised 100 items, summarized in 16 scales, to assess the desire and the experience of participation. The data were quantitively evaluated. Results: 81 children and adolescents from 5 psychiatric hospitals took part in the study. Overall, they wished more participation than experienced. The higher the level of participation, the greater the difference was between wish and reality. The desire for participation is particularly high for decisions regarding communication with family and friends. The largest difference between desire and experience related to respectful and trusting interaction with patients, and for female patients, this difference was even higher. Conclusion: Participation means more than informed consent. There is still potential for expanding participation in child and adolescent psychiatry, especially at higher levels of participation and concerning decisions about communication with family and friends. A respectful and trusting interaction with patients, regardless of age, sex, or illness, is fundamental.