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Abstract
Zu ME/CFS geistern viele Vorurteile und Irrtümer in den Köpfen sowohl der Behandler
als auch der Bevölkerung. Obwohl die Erkrankung keineswegs selten ist, wird sie vielfach
noch immer übersehen, psychiatrisiert oder bagatellisiert. Dabei verschlechtern chronische
Erschöpfung und Belastungsintoleranz die Lebensqualität der Betroffenen stärker als
bei vielen anderen Erkrankungen und führen nicht selten zur Vereinsamung. Infolge
der Pandemie ist zudem mit einem Anstieg der ME/CFS-Prävalenz zu rechnen.
Myalgische Enzephalomyelitis/chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) ist eine komplexe,
schwere Erkrankung, die zumeist von einer akuten Infektionserkrankung ausgelöst wird.
In ihrem Mittelpunkt stehen die Zustandsverschlechterung nach Alltagsbelastung (postexertionelle
Malaise) und eine oft schwere Fatigue, des weiteren Schmerzen, Störungen von Schlaf,
Denk- und Merkfähigkeit sowie Fehlregulationen von Kreislauf, Hormon- und Immunsystem.
Weil die Krankheit bis heute eine Ausschlussdiagnose ist und damit auf einer sorgfältigen
Stufendiagnostik beruht, stellt ME/CFS hohe Anforderungen an die Behandler. Im Zuge
der COVID-19-Pandemie ist ME/CFS in den Fokus der klinischen und forschenden Medizin
gerückt, weil ein Teil der Fälle von Post-COVID-19-Syndrom - auch im Kindes- und Jugendalter
- klinisch als ME/CFS verläuft.
ME/CFS wird oft falsch eingeordnet
Die Medizin tut sich bis heute schwer mit ME/CFS. Dies dürfte auch daran liegen, dass
es in der Routinediagnostik bisher keinen eindeutigen Biomarker für die Erkrankung
gibt und die Diagnosestellung somit auf dem Ausschluss anderer Erklärungen für dieses
vielfältige Krankheitsbild beruht. Zum zweiten liegt es vermutlich daran, dass die
Pathogenese von ME/CFS noch nicht eindeutig geklärt ist. Unbestritten ist, dass es
sich nicht um eine Erkrankung aus dem psychiatrischen Formenkreis handelt. Vielmehr
sprechen die verfügbaren Forschungsergebnisse dafür, dass Fehlregulationen des Immunsystems
und der Gefäßfunktion eine zentrale Rolle spielen. Entsprechend sind auch experimentelle
Therapieansätze dahingehend ausgerichtet.
Die für die Krankheit verwendeten Namen sind zum Teil missverständlich. Im deutschsprachigen
Raum wird oft der Begriff "chronisches Fatigue-Syndrom" (CFS) verwendet, im angelsächsischen
Sprachraum wird aus historischen Gründen "myalgische Enzephalomyelitis" (ME) bevorzugt.
Beide Begriffe sind unscharf, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. So handelt
es sich bei ME/CFS nicht um eine klassische Enzephalomyelitis, auch wenn eine Inflammation
des ZNS als mögliches pathobiologisches Korrelat diskutiert wird. Zudem ist ein myalgisches,
also von Muskelschmerzen geprägtes Bild, zwar häufig, aber nicht immer anzutreffen.
Eine ähnliche Problematik haftet dem landläufig gerne verwendeten Begriff des chronischen
"Erschöpfungs"-Syndroms sowie den nach ICD-10 G93.3 möglichen Bezeichnungen "chronisches
Müdigkeitssyndrom" oder "postvirales Müdigkeitssyndrom" an. Diese Bezeichnungen verkennen,
dass eine Fatigue etwas anderes ist als Müdigkeit (Box 1) und haben lange Zeit dazu
geführt, dass die Erkrankung bagatellisiert wurde ("ich bin auch manchmal müde").
Der Begriff "Neurasthenie" aus dem 19. Jahrhundert ist als Synonym obsolet. Deskriptiv
sehr treffend war der Vorschlag "systemische Belastungsintoleranzerkrankung" (SEID),
der sich aber nicht durchgesetzt hat.
Box 1: Warum Fatigue mehr ist als Müdigkeit
Fatigue bezeichnet eine krankhafte, zu den vorausgegangenen Anstrengungen unverhältnismäßige
und durch Schlaf nicht zu beseitigende Erschöpfung, die sowohl körperlicher als auch
geistiger und/oder seelischer Art sein kann. Sie ist damit von der physiologischen
Müdigkeit klar abzutrennen.
Die Fatigue spiegelt die außergewöhnliche pathophysiologische Konstellation bei ME/CFS
wider. Einerseits sorgt die verminderte zerebrale Durchblutung und ineffektive Sauerstoffverwertung
für ein profundes Versagen der Leistungs- und Erholungsfähigkeit. Gleichzeitig liegt
aber eine adrenerge Hyperstimulation mit Tachykardie, Hypervigilanz und ineffektiver
Ausgrenzung sensorischer Reize vor. Die Fatigue bei ME/CFS wird deshalb oft mit dem
Ausdruck "tired and wired" beschrieben.
ME/CFS ist keine seltene Erkrankung
Bei Kindern und Jugendlichen wird die weltweite Häufigkeit von ME/CFS mit 0,1-0,5
% angegeben [1], für Deutschland wurden in den 1990er-Jahren bei einer Annahme von
0,3 % circa 40.000 Betroffene im Alter unter 18 Jahren geschätzt. Der pädiatrische
Alterspeak liegt bei den Jugendlichen, aber auch Kleinkinder können erkranken. Mädchen
sind nach der Pubertät häufiger betroffen als Jungen (3-4:1). Weil nur wenige Behandler
mit dem Krankheitsbild vertraut sind, dürften die Dunkelziffer und die Rate an Fehldiagnosen
hoch sein. Auch nach einer SARS-CoV-2-Infektion können persistierende Beschwerden
und Funktionseinschränkungen auftreten, die klinisch als ME/CFS imponieren [2]. Die
Krankheitslast durch Post-COVID-ME/CFS ist im Kindes- und Jugendalter jedoch noch
unbekannt. Erste eigene Fälle von Post-COVID-ME/CFS werden in dem Münchner Versorgungsforschungsprojekt
"Post COVID Kids Bavaria" behandelt. Bei zunehmender Durchseuchung mit SARS-CoV-2
dürfte die Zahl der von ME/CFS betroffenen Menschen in den nächsten Jahren altersübergreifend
deutlich zunehmen.
ME/CFS entwickelt sich meist nach einer Infektionskrankheit
Nach einer australischen Studie wird ME/CFS bei Kindern und Jugendlichen in 80 % der
Fälle durch eine Infektion getriggert, davon zu 40 % durch eine infektiöse Mononukleose
durch Epstein-Barr-Virus (EBV). Aber auch andere virale Erreger (z. B. SARS-CoV-2,
Enteroviren, Influenza) und bakterielle Auslöser sind beschrieben [3]. Unter US-amerikanischen
Adoleszenten ließ sich sechs, zwölf und 24 Monate nach einer infektiösen Mononukleose
bei jeweils 13 %, 7 % und 4 % ein postinfektiöses ME/CFS nachweisen [4]. Auch körperliche
oder seelische Traumata oder Operationen sind als Auslöser beschrieben. Nicht selten
findet sich in der Zeit um den Krankheitsbeginn eine Episode besonderer körperlicher
(z. B. Wettkampf), kognitiver (z. B. Schulabschluss) oder psychischer Belastung. ME/CFS
kann familiär gehäuft auftreten, eine genetische Prädisposition ist aufgrund der Mädchenwendigkeit
sowie von Verwandtschaftsstudien anzunehmen.
Die genaue Pathogenese von ME/CFS ist noch nicht geklärt. Viel spricht für eine zentrale
Rolle von Autoimmunprozessen, die durch eine Infektion angestoßen werden. Die abnorme
Immunantwort beinhaltet wahrscheinlich eine pathologische Antikörperantwort gegen
bestimmte Rezeptornetzwerke, darunter die G-Protein-gekoppelten Rezeptoren (GPCR).
Diese spielen eine wichtige steuernde Rolle im vegetativen Nervensystem, inklusive
der Gefäßregulation, aber auch im Immunsystem. Die bei ME/CFS beobachtete autonome
Dysfunktion ist vermutlich einer adrenergen Überstimulierung geschuldet. Diskutiert
wird auch eine Reaktivierung endogener Viren (etwa EBV oder anderer humaner Herpesviren),
die sekundär zur Immunaktivierung beitragen oder diese vermitteln. Wegweisende pathobiologische
Befunde sind darüber hinaus ein verminderter zerebraler Blutfluss (Box 2), insbesondere
nach orthostatischer Belastung (Kipptischversuch) sowie Störungen der Energiebereitstellung
und Substratverwertung in den Mitochondrien [5, 6]. Die Rolle von Neuroinflammation
mit Beteiligung der Mikroglia ist noch unklar.
Box 2: Eingeschränkte Gehirndurchblutung bei ME/CFS
Bei allen Patienten mit ME/CFS lässt sich eine auf mehreren Ebenen eingeschränkte
Gehirndurchblutung nachweisen. Zum einen zeigen Kipptischversuche, dass die Gehirndurchblutung
nach orthostatischer Belastung um durchschnittlich 26 % abnimmt - bei gesunden Probanden
liegt dieser Wert bei 7 % [5]. Aber auch die regionale Blutverteilung scheint beeinträchtigt.
So lassen sich in Magnetresonanzverfahren, die den Sauerstoffgehalt der roten Blutkörperchen
messen, regionale Defizite in der Gehirndurchblutung erkennen [6]. Diese Befunde könnten
zum Beispiel die bei ME/CFS regelhaft bestehenden Störungen der neurokognitiven Leistung
erklären.
Fatigue und Belastungsintoleranz sind Leitsymptome von ME/CFS
Patienten mit ME/CFS leiden unter einer sehr belastenden Fatigue, die sich durch Schlaf
oder längere Pausen nicht wesentlich bessert und die Alltagsaktivitäten deutlich beeinträchtigt.
Charakteristisch für ME/CFS ist eine erhebliche Verschlechterung der Symptomatik nach
körperlicher, kognitiver und/oder seelischer Belastung. Auch eine sensorische Überladung
kann einen "Crash" auslösen. Diese anstrengungsinduzierte Exazerbation der Symptomatik
wird als postexertionelle Malaise (PEM) bezeichnet. Je nach Krankheitsschwere kann
sich die PEM selbst nach geringsten Anstrengungen manifestieren. Sie tritt oft erst
Stunden nach der Belastung oder am Folgetag auf und kann Tage, Wochen oder Monate
anhalten. Eine PEM, die noch 14 Stunden und mehr nach der Belastung besteht, ist ein
essenzielles Diagnosekriterium und grenzt ME/CFS von anderen Erkrankungen mit Belastungsintoleranz
und Fatigue ab.
Zur komplexen Symptomatik von ME/CFS zählen darüber hinaus Kopf-, Glieder- und/oder
Muskelschmerzen sowie Störungen von Konzentration, Gedächtnis, Schlaf, Darmfunktion,
Kreislauf, Temperaturregulation und/oder Immunsystem. Letzteres kann sich mit wiederkehrenden
Halsschmerzen, schmerzhaften Lymphknotenschwellungen und ständigem Grippe- oder Krankheitsgefühl
manifestieren. Nicht selten besteht eine ausgeprägte Licht- und Lärmempfindlichkeit,
in schweren Fällen auch Berührungsempfindlichkeit. Häufig leiden die Betroffenen auch
unter einer orthostatischen Intoleranz, die sich durch eine überschießende Tachykardie
beim Aufrichten, Schwindel und andere Kreislaufsymptome manifestiert und oft entscheidend
zur Einschränkung der Alltagsfunktion und Teilhabe beiträgt. In einigen Fällen sind
die Kriterien für ein posturales Tachykardiesyndrom (POTS) erfüllt. Schwankungen der
ME/CFS-Symptomatik über den Tag sowie im Verlauf von Tagen und Wochen sind häufig.
Betrachtet man die klinische Symptomatik, so wird verständlich, dass ME/CFS eine der
häufigsten Ursachen von ungeklärten langen Schulfehlzeiten ist. Einige der jungen
Patienten sind an Rollstuhl, Haus oder Bett gebunden. ME/CFS-kranke Kinder und Jugendliche
schätzen ihre Lebensqualität schlechter ein als Gleichaltrige mit anderen schweren
chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Epilepsie oder Mukoviszidose [7].
Klinische Kriterien führen zur Verdachtsdiagnose
Durch eine frühzeitige und korrekte Diagnose und Behandlung sollen die Symptome gelindert
und körperliche, seelische und/oder soziale Folgeschäden bestmöglich abgewendet werden.
Das Problem ist dabei, dass für ME/CFS bisher kein verlässlicher Biomarker zur Verfügung
steht. So stützt sich die Diagnostik - ähnlich wie bei ADHS oder Autismus - auf klinische
Kriterien sowie den Ausschluss anderer Krankheitsursachen. Der Verdacht auf ME/CFS
ergibt sich dann, wenn international etablierte Kriterien erfüllt sind. Für Erwachsene
sind das etwa die "Kanadischen Konsensuskriterien" (CCC) (Tab. 1) [8]. Diese klinischen
Kriterien fordern fünf Hauptsymptome, zwei von drei Nebensymptomen und eine Krankheitsdauer
von sechs Monaten [9]. Bei Kindern gelten die CCC bereits nach einer Krankheitsdauer
von drei Monaten als erfüllt. Eine etwas adaptierte Version der CCC für Kinder haben
Jason und Kollegen 2006 vorgeschlagen [10]. Um weniger typische pädiatrische Formen
von ME/CFS zu erfassen, findet auch das diagnostische Arbeitsblatt von Rowe und Kollegen
Anwendung (Tab. 2) [7]. Die pädiatrische Diagnose ME/CFS sollte vergeben werden, wenn
einer dieser etablierten Scores erfüllt ist. Kürzlich haben wir den pädiatrischen
"Munich-Berlin symptom questionaire" (MBSQ-PED) entwickelt, der die Symptomschwere
und -häufigkeit mittels Likert-Skalen ermittelt und mit dem sich alle drei international
für Kinder und Jugendliche etablierten Diagnosescores berechnen lassen.
1. Fatigue
2. Zustandsverschlechterung nach Belastung
3. Schlafstörungen
4. Schmerzen
5. Neurologische/kognitive Dysfunktion
6. Autonome Dysfunktion
7. Neuroendokrine Dysfunktion
8. Immundysregulation
Gefordert werden fünf Haupt- (Nr. 1-5) und zwei Nebenkriterien (Nr. 6-8) über sechs
(Erwachsene) bzw. drei (Kinder + Jugendliche) Monate.
Erheblicher Funktionsverlust
Zustandsverschlechterung nach Belastung
Fatigue
Schlafstörungen
Kognitive Dysfunktion
Schmerzen
Gefordert werden drei Haupt- (Nr. 1-3) und zwei Nebenkriterien (Nr. 4-6) über sechs
Monate.
Der Schweregrad von ME/CFS kann zudem mit Fragebögen zur allgemeinen Funktionseinschränkung
(Bell-Score), zur Lebensqualität (z. B. EQ5D, PedsQL, SF-36) und zu einzelnen Symptomen
(Fatigue Severity Scale [FSS] sowie Chalder Fatigue Scale) erfasst werden. Dabei kann
eine Befragung von Kindern und Jugendlichen unabhängig von deren Eltern diagnostisch
hilfreich sein. Oft fällt dabei auf, dass die Jugendlichen ihre Symptome im Vergleich
zu ihren Eltern eher unterbewerten. Eine valide Einschätzung der PEM kann gegebenenfalls
durch eine stationäre Beobachtung erleichtert werden.
Wenn eine postinfektiöse, ME/CFS-ähnliche Symptomatik nicht alle CCC oder Arbeitsblattkriterien
erfüllt und keine andere Krankheitsursache gefunden wird, ergibt sich die Arbeitsdiagnose
"postinfektiöse Fatigue" [7]. In diesen Fällen sollten die Leitsymptome kodiert und
die Patienten wie im Falle eines ME/CFS symptomorientiert und präventiv behandelt
werden.
Die Ausschlussdiagnose ME/CFS erfordert eine Stufendiagnostik
Da es sich bei ME/CFS um eine Ausschlussdiagnose handelt, darf sie nur gestellt werden,
wenn eine angemessene Stufendiagnostik keine anderen Krankheitsursachen ergeben hat
[10]. Dazu gehören eine ausführliche Anamnese, eine sorgfältige körperliche Untersuchung
sowie ein Basislaborscreening (Tab. 3). Je nach Symptomatik sind weitere Laboranalysen,
fachspezifische Konsile, eine Funktionsdiagnostik und Bildgebung zu ergänzen.
— Blutbild mit Leukozytendifferenzierung
— C-reaktives Protein, BSG
— Elektrolyte, Nüchternblutzucker, Laktat
— Gesamteiweiß, Eiweißelektrophorese
— Leber- und Nierenfunktionsparameter
— Schilddrüsenfunktionsparameter
— Gesamtimmunglobuline
— Antinukleäre Antikörper, Zöliakieserologie plus Gesamt-IgA
— Ferritin, Vitamin D, Vitamin B12, Folsäure
— Urinstatus
-
Eine EBV-Serologie aus der initialen Krankheitsphase kann hilfreich sein, da EBV rückblickend
nur dann als eindeutiger oder wahrscheinlicher Trigger des ME/CFS identifiziert werden
kann, wenn die Blutwerte aus den ersten Krankheitswochen eine frische EBV-Infektion
beweisen oder nahelegen. Spätere virologische Analysen können in der Regel nicht mehr
zwischen einer wochen-, monate- oder jahrelang zurückliegenden Infektion unterscheiden.
Wir empfehlen die EBV-Diagnostik spätestens zwei Wochen nach Symptombeginn bei Verdacht
auf eine infektiöse Mononukleose und generell bei unklarer Fatigue. Aus der EBV-PCR
ergeben sich keine diagnostischen oder therapeutischen Konsequenzen, auch nicht aus
Hinweisen auf eine Reaktivierung mit Virusreplikation. Deshalb sollte im Regelfall
darauf verzichtet werden.
Differenzialdiagnostisch ist vor allem an andere Erkrankungen mit einer Fatigue-Symptomatik
zu denken und zu beachten, dass dies das erste Symptom sein kann, bevor sich eine
weitere wegweisende Symptomatik einstellt. Mögliche Differenzialdiagnosen finden sich
deshalb in allen pädiatrischen Fachgebieten, darunter Zöliakie, Eisenmangelanämie
und andere Mangelzustände, Immundefekte (insbesondere variables Immundefektsyndrom,
CVID), chronische Infektionserkrankungen, Krebs, Autoimmunerkrankungen, Erkrankungen
von Darm, Nebenniere, Schilddrüse oder Halswirbelsäule, Major Depression, somatoforme
Störungen, Schulverweigerung oder, als Rarität, das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom.
Eine Hashimoto-Thyreoiditis, ein allergisches Asthma, ein Mangel an Mannose-bindendem
Lektin (MBL) oder Immunglobulinen schließen ME/CFS nicht aus. Gleichzeitig mit ME/CFS
finden sich häufig ein POTS und eventuell ein hypermobiles Ehlers-Danlos-Syndrom (hEDS)
(siehe Artikel Seite 38), das mit dem Brighton-Score erfasst wird und aus bisher unbekannten
Gründen häufig mit ME/CFS assoziiert ist. Ausführliche Empfehlungen zum differenzialdiagnostischen
Vorgehen bei Kindern und Jugendlichen finden sich in einer Übersichtsarbeit von Rowe
et al. [7].
Da ME/CFS häufig von einer autonomen Regulationsstörung mit orthostatischer Intoleranz
begleitet wird, sollte ein POTS immer mittels angelehntem 10-Minuten-Stehtest ("NASA
lean test") abgeklärt werden. Genauer, aber wesentlich belastender ist eine Kipptischuntersuchung.
Für die Diagnose POTS in der Pädiatrie wird ein anhaltender Pulsanstieg > 40 Schläge/Minute
im Stehen mit Besserung nach Wiederhinlegen gefordert, je nach Definition alternativ
auch eine anhaltende Tachykardie > 120 Schläge/Minute. Hilfreich können auch weitere
Funktionstests sein, darunter ein 6-Minuten-Gehtest zur Abschätzung der körperlichen
Belastbarkeit.
Wichtig ist eine sorgfältige und achtsame kinder- und jugendpsychiatrische Differenzialdiagnostik.
Zum einen müssen psychiatrische Differenzialdiagnosen abgegrenzt, zum anderen psychosoziale
Risikofaktoren für eine Chronifizierung sowie psychosoziale Folgeerkrankungen erfasst
werden. Bei ungenügender medizinischer Versorgung kann sich bei ME/CFS sekundär eine
ängstliche und depressive Verstimmung einstellen. In jedem Fall ist bei der interdisziplinären
Diagnostik die individuelle Belastbarkeit der Betroffenen zu beachten und eine Krankheitsverschlechterung
durch Überlastung zu vermeiden (Box 3).
Box 3: Vorsicht vor falscher Etikettierung von ME/CFS als "psychogen"
Bei vielen Betroffenen führt das Fehlen von strukturellen Organauffälligkeiten oder
pathologischen Routine-Laborbefunden dazu, dass eine psychische Ursache angenommen
wird. Beispielsweise kann eine Verängstigung durch Palpitationen bei POTS zu der Fehleinschätzung
einer psychische Störung führen, wenn kein Stehtest durchgeführt wird. International
sind Fälle bekannt, in denen Eltern mit Schul- und Jugendämtern konfrontiert wurden
und ihnen schlimmstenfalls fälschlich das Sorgerecht entzogen wurde, weil ihren Kindern
der Schulbesuch nicht möglich war. Eine flächendeckende und berufsgruppenübergreifende
Aufklärung zur Diagnose ist daher unerlässlich und eine hohe Wachsamkeit aller Behandelnden
dringend erforderlich.
Eine achtsame interdisziplinäre Abklärung pädiatrischer und psychiatrischer Differenzialdiagnosen
ist unerlässlich. Im Gegensatz zu Jugendlichen mit primärer Depression sehnen sich
die meisten Teenager mit ME/CFS nach Spiel, Sport und Teilhabe. Sie sind hochmotiviert,
ihr gesundes Leben zurückzugewinnen. Bei Fehl- oder Unterversorgung von ME/CFS können
sich sekundär seelische Folgeschäden manifestieren.
Die Behandlung von ME/CFS erfolgt symptomorientiert
Eine gezielte, kausale Therapie für ME/CFS gibt es bisher nicht. Im Mittelpunkt des
Behandlungskonzepts steht die ausführliche Beratung sowie eine symptomorientierte
Therapie und verständnisvolle psychosoziale Unterstützung. Engmaschige Verlaufskontrollen
durch einen koordinierenden Pädiater sind dringend zu empfehlen.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Anleitung zum präventiven Selbstmanagement.
Es zielt darauf, die jungen Patienten und ihre Sorgeberechtigten darin zu trainieren,
die Grenzen der individuellen Energiereserven zu erkennen und Überlastung und damit
Phasen von PEM zu vermeiden. Auf der anderen Seite muss vorsichtig geprüft werden,
wie viel Aktivität ohne PEM möglich ist. Dieses Konzept des vorausschauenden Energiemanagements
wird auch "Pacing" genannt (zu deutsch etwa: "sich selbst das richtige Tempo vorgeben").
Materialien dazu hält etwa die Deutsche Gesellschaft für ME/CFS bereit. Hilfreich
kann das Führen eines Aktivitäts- und Symptomtagebuchs sein. Darüber hinaus berichten
viele Patienten von einem positiven Effekt durch regelmäßige Entspannungsübungen und
Imaginationstrainings.
Mangelzustände sollten ausgeglichen, Infektionen und Allergien behandelt, Schmerzen
und Schlafstörungen gelindert sowie die Ernährung nach Verträglichkeit angepasst werden.
Alle Impfungen werden nach Plan durchgeführt, einschließlich der COVID-19-Impfung.
Kreislaufunterstützende Maßnahmen beinhalten die Anleitung zu supportiven Körperpositionen
sowie eine erhöhte Flüssigkeits- und Salzzufuhr, aber auch die Verordnung von Kompressionsstrümpfen
und gegebenenfalls Medikamenten zur Behandlung eines ausgeprägten POTS. Viele Patienten
profitieren von einer achtsamen manuellen Therapie und psychologischen Unterstützung
bei der Krankheitsbewältigung (Coping). Die rechtzeitige Beantragung von Hilfsmitteln
und sozialmedizinischen Maßnahmen trägt zur Entlastung bei. Die gesetzlich verankerten
Möglichkeiten für die Unterstützung familiärer Pflege sollten wahrgenommen werden.
Abhängig vom Schweregrad des ME/CFS sind ein Nachteilsausgleich, Hausunterricht und
individuelle pädagogische Sonderregeln an Schule und Ausbildungsplatz sinnvoll, eventuell
auch internetbasierter Schulunterricht und/oder robotergestützte Lernhilfen. Für die
Beschulung erweist sich die besonders morgens oft schlechtere Belastbarkeit als großes
Problem, sodass ein individuell späterer Beginn des Präsenzunterrichts hilfreich sein
kann. Aufzugbenutzung, Pausen während der Unterrichtszeiten und/oder eine Konzentration
auf die Hauptfächer gehören zu den vielen möglichen supportiven Maßnahmen (Details
auch unter www.mecfs-kinder-muc.de/) Der Schulbesuch stellt oft eine Gratwanderung
dar und erfordert eine enge und einfühlsame Abstimmung aller Beteiligten. Eine Befreiung
vom Sportunterricht ist grundsätzlich notwendig. Alle Formen des körperlichen Trainings
müssen individuell angepasst werden.
Auf regelmäßige positive Erlebnisse und altersgemäße soziale Kontakte sollte aktiv
geachtet werden. Die schweren Symptome und die oft unberechenbaren Schwankungen im
klinischen Verlauf tragen nicht selten zur sozialen Isolation der Erkrankten und ihrer
Familien sowie Ausdünnung ihrer Peer-Netzwerke bei.
Eine Genesung ist möglich
ME/CFS verläuft individuell sehr unterschiedlich. Während leichter Betroffene an ihren
guten Tagen zur Schule gehen können, sind einige Patienten so schwer betroffen, dass
sie grundsätzlich ans Haus gebunden sind. Extrem schwer Betroffene verbringen ihre
Tage in komplett abgedunkelten und geräuschisolierten Zimmern und müssen per Sonde
ernährt werden. Die Versorgung dieser Schwerstbetroffenen ist eine große Herausforderung
und entbehrt in Deutschland noch geeigneten multiprofessionell aufsuchenden Versorgungsstrukturen.
Generell gilt die Prognose von ME/CFS im Kindes- und Jugendalter verglichen mit der
von Erwachsenen als günstiger. In einer australischen ME/CFS-Patientengruppe berichtete
mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen über eine Remission der Erkrankung
[3]. Bei den Patienten, die sich vollständig erholt hatten, lag die mittlere Krankheitsdauer
bei fünf Jahren (Varianz: 1-15); 5 % waren nach zehn Jahren noch schwer krank. Depression,
Angst oder ME/CFS-Schweregrad zum Zeitpunkt der Diagnose waren keine Risikomarker
für eine fehlende Erholung. Als erheblicher Stressfaktor im Krankheitsverlauf wurden
Unverständnis und fehlende Flexibilität von Ausbildungsinstitutionen empfunden. Als
hilfreich benannt wurden Akzeptanz, Aufklärung und Anleitung zum Selbstmanagement
sowie bestmögliche Symptomkontrolle, Ausbildung und soziale Integration (Box 4).
Box 4: Weitere Informationen
MRI Chronische Fatigue Centrum für junge Menschen der TU München: www.mri.tum.de/chronische-fatigue-centrum-
fuer-junge-menschen-mcfc
Charité Berlin: https://cfc.charite.de/fuer_aerzte/
Deutsche Gesellschaft für ME/CFS: www.mecfs.de/was-ist-me-cfs/informationen-fuer-aerztinnen-und-aerzte/
Aktionsplan für ME/CFS und das Post-COVID-Syndrom: www.mecfs.de/aktionsplan/
Es besteht ein hoher Forschungsbedarf
Bisher gibt es in Deutschland nur wenig Forschung zu pädiatrischem ME/CFS und nur
eine einzige universitäre Einrichtung an der Technischen Universität in München. Das
"MRI Chronische Fatigue Centrum" für junge Menschen (MCFC) arbeitet eng mit dem Charité
Fatigue Centrum für Erwachsene in Berlin zusammen. Wegen des großen Andrangs müssen
sich diese Einrichtungen aus Kapazitätsgründen inzwischen auf die Versorgung von Betroffenen
aus dem eigenen Bundesland beschränken. Beide Institute können die aufwendige Versorgung
der Betroffenen nur aufgrund von Zusatzfinanzierungen durch Stiftungen und private
Spenden anbieten.
Der Bedarf an weiteren Schwerpunktzentren in anderen Regionen ist riesig und wird
im Zuge der Pandemie altersübergreifend aufgrund von Post-Covid-ME/CFS zunehmen. Es
ist daher dringend notwendig, dass - wie im neuen Koalitionsvertrag angekündigt -
staatliche Maßnahmen zu einer angemessenen Aufklärung, Versorgung und Erforschung
von ME/CFS getroffen werden. Die großen Betroffenenorganisationen, die Deutsche Gesellschaft
für ME/CFS und Long COVID Deutschland, haben notwendige Maßnahmen in ihrem Nationalen
Aktionsplan zusammengetragen.
Dr. med. Herbert Renz-Polster
Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde
Rohrmoos 10
88267 Vogt
herbert.renz-polster@kinder-verstehen.de
Dr. med. Wolfgang Broxtermann
Neuropädiater und Sozialpädiater, Eutin
Prof. Dr. med. Uta Behrends
Pädiatrische Infektiologie, München
Fazit für die Praxis
ME/CFS ist eine keineswegs seltene Erkrankung, die durch eine enorme Erschöpfung und
Belastungsintoleranz nach bereits geringfügigen Anstrengungen gekennzeichnet ist.
Die Pathobiologie der Erkrankung ist noch nicht vollständig verstanden. Autoimmunprozesse
infolge von vorangegangen Virusinfektionen sowie eine eingeschränkte Gehirndurchblutung
scheinen eine Rolle zu spielen.
Die Diagnose wird durch den Ausschluss anderer Krankheitsursachen gestellt. Hierbei
können speziell für ME/CFS erstellte Scores weiterhelfen.
Die Behandlung der ME/CFS erfolgt symptomorientiert. Der Patient muss lernen, die
Grenzen seiner Kraftreserven zu erkennen und diese nicht zu überschreiten.
Gerade im Kindes- und Jugendalter kann ME/CFS zur sozialen Isolation der Patienten
und zur Ausbildung einer sekundären Depression führen. Eine enge Zusammenarbeit mit
Schule oder Ausbildungsstätte ist daher wichtig, um den Patienten das größtmögliche
Maß an Teilhabe zu ermöglichen.
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Myalgische Enzephalomyelitis/ Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS)
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Dieser CME-Kurs wurde von der Bayerischen Landesärztekammer mit zwei Punkten in der
Kategorie I (tutoriell unterstützte Online- Maßnahme) zur zertifizierten Fortbildung
freigegeben und ist damit auch für andere Ärztekammern anerkennungsfähig.
Für eine erfolgreiche Teilnahme müssen 70 % der Fragen richtig beantwortet werden.
Pro Frage ist jeweils nur eine Antwortmöglichkeit zutreffend. Bitte beachten Sie,
dass Fragen wie auch Antwortoptionen online abweichend vom Heft in zufälliger Reihenfolge
ausgespielt werden.
Bei inhaltlichen Fragen erhalten Sie beim Kurs auf SpringerMedizin.de/CME tutorielle
Unterstützung. Bei technischen Problemen erreichen Sie unseren Kundenservice kostenfrei
unter der Nummer 0800 7780777 oder per Mail unter kundenservice@springermedizin.de.
Wie wird ME/CFS diagnostiziert?
Bestimmung von Autoantikörpern
Klinische Kriterien und Ausschlussdiagnostik
Bestimmung von Virusantikörpern
Muskelbiopsie
CT der Halswirbelsäule
Welche Aussage zu ME/CFS bei Kindern und Jugendlichen ist korrekt?
ME/CFS ist bei jüngeren Kindern nicht beschrieben, die Erkrankung tritt erst ab dem
Teenageralter auf.
Kinder und Jugendliche haben ganz andere Symptome als Erwachsene.
Für Kinder und Jugendliche mit ME/CFS gibt es in Deutschland ausreichend spezialisierte
Anlaufstellen.
Kinder und Jugendliche mit ME/CFS werden immer wieder gesund.
Präpandemisch waren in Deutschland etwa 40.000 Fälle bekannt.
Welcher dieser Faktoren löst ME/CFS nicht aus?
Eine bakterielle Sepsis
Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus
Infektion mit dem Influenza-Virus
Eine psychiatrische Erkrankung
Infektion mit SARS-CoV-2-Virus
Welche Aussage zur Pathobiologie von ME/CFS ist falsch?
ME/CFS ist eine psychosomatische Erkrankung.
Eine Autoimmungenese ist möglich.
ME/CFS ist genetisch prädisponiert.
Es liegt eine verminderte zerebrale Durchblutung vor.
ME/CFS ist mit einer Störung des vegetativen Nervensystems verbunden.
Welches ist ein Leitsymptom von ME/CFS?
Hyperaktivität
Fieber
Anstrengungsbedingte Exazerbation
Orientierunglosigkeit
Antriebslosigkeit
Welches Kriterium fordern die kanadischen Konsensuskriterien zur Diagnose von ME/CFS?
Vorliegen einer Depression
Familiäre Vorbelastung
Für Kinder und Jugendliche eine Krankheitsdauer von zwölf Monaten
Vorliegen von fünf Haupt- und mindestens zwei Nebensymptomen
Vorliegen verlässlicher Biomarker für ME/CFS
Was umfasst die Stufendiagnostik zu ME/CFS nicht?
Eine vollständige Anamnese.
Einen körperlichen Befund einschließlich eines ausführlichen Neurostatus.
Eine EBV-Serologie auch bei bekanntem positiven Serostatus.
Ein Basislabor.
Bei Bedarf Konsile, Funktionsdiagnostik und Bildgebung.
Differenzialdiagnostisch muss bei Verdacht auf ME/CFS gedacht werden an …
... Verstopfung
... Schizophrenie
... Migräne
... Schilddrüsenerkrankungen
... Vergiftungen
Was muss bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit ME/CFS beachten werden?
Die pädiatrischen Patienten sind meist wenig motiviert und kooperativ.
Dank eindeutiger Kriterien ist die Diagnostik bei ihnen besonders einfach.
Sie sollten unbedingt regelmäßig am Sportunterricht teilnehmen.
Die Patienten brauchen immer eine psychiatrische Behandlung.
Die Familien sind durch unberechtigten Sorgerechtsentzug gefährdet.
Welche Aussage zur Behandlung von ME/CFS ist korrekt?
Die Behandlung erfolgt symptomorientiert.
Die Patienten müssen über ihre Grenzen hinaus gebracht werden.
Die Patienten können meist schon nach kurzer Zeit wieder normal am Schulunterricht
teilnehmen.
Die Behandlung kann vollumfänglich beim Kinderarzt erfolgen.
Sie führt immer zur Genesung.
Introduction “Recovering” from COVID-19 does not guarantee a return to a person's usual state of health. For one thing, some people with multi-system injury—particularly to the brain, heart and kidneys—may develop permanent dysfunction of those organs. In addition, a more subtle form of chronic illness may develop. For some people with COVID-19, even those who are only mildly affected at first, the ensuing weeks and months of “recovery” bring a surprise and a betrayal: they do not return to full health. Although nucleic acid tests no longer detect the virus, people still suffer from ongoing symptoms. They call themselves “long haulers,” and the condition is being called “long COVID.” How Common Is a Lingering Post-COVID-19 Illness? The Centers for Disease Control and Prevention (CDC) followed nearly 300 people who were PCR-positive for SARS-CoV-2 for several weeks. Three weeks after the positive test, nearly half of the patients still had symptoms, such as fatigue and cough—particularly people who were older or suffered from chronic diseases (1). Italian investigators studied 143 confirmed COVID-19 patients after the most severe symptoms had ended. Sixty days after the onset of their illness, more than half of the patients continued to have multiple bothersome symptoms, and 41% reported a worsened quality of life (2). Irish investigators studied 128 patients with PCR-documented SARS-CoV-2 infection and found that, at a median of 10 weeks after the initial COVID-19 symptoms, 52% reported persistent fatigue and 31% had not returned to work. Surprisingly, there was no association of post-COVID fatigue with the severity of the acute illness, nor with routine laboratory markers of inflammation and cell turnover (3). Between December, 2019 and May, 2020, a group of patients conducted an online survey of patients who, by self-report, experienced symptoms consistent with COVID-19, in collaboration with University College, London; Weill Cornell Medicine, New York, NY; and Oregon Health and Science University, Portland, Oregon. The survey consisted of 257 questions, was translated from English to eight other languages, and was completed by 3,762 patients (age 18 or older) from 56 countries—predominantly white, middle-class, and English-speaking. Of the respondents, 8.4% reported being hospitalized, and 27% reported a laboratory-confirmed diagnosis. At 7 months after the onset of the illness, continue fatigue, post-exertional malaise and cognitive dysfunction (all core symptoms of ME/CFS) remained in 77.9, 71.2, and 56.8%, and 67.5% were unable to work or required a reduced work schedule compared to prior to the illness onset. Systematic physical examination and laboratory diagnostic panel was not performed (4). The data, as reported, don't allow a determination of how many of these people with possible COVID-19 met criteria for ME/CFS, but it is plausible that the majority did. Post-Infectious Fatigue Syndromes It is not surprising that some people infected with the COVID-19 coronavirus (SARS-CoV-2) develop a debilitating chronic fatigue. Post-infectious fatigue syndromes follow in the wake of acute infections with several different types of infectious agents: viruses, such as SARS coronavirus (5), Epstein-Barr virus (6–8), Ross River virus (8), enteroviruses (9), human herpesvirus-6 (10), Ebola virus (11), West Nile virus (12), Dengue virus (13), and parvovirus (14); bacteria, such as Borrelia burgdorferi (15), Coxiella burnetii (16), and Mycoplasma pneumoniae (17); and even parasites, such as Giardia lamblia (18). The acute symptoms of these illnesses, and the organ damage they cause, can be very different. However, the lingering chronic fatiguing illness following each illness appears to be quite similar. Myalgic Encephalomyelitis/ Chronic Fatigue Syndrome (ME/CFS) People with post-infectious fatigue syndromes following these well-documented acute infections share a group of symptoms in common with people who have ME/CFS (originally called just “chronic fatigue syndrome”). Many, but not all, people with ME/CFS note that it began suddenly, with an apparently infectious illness characterized by respiratory symptoms, fever, adenopathy, myalgias, and other symptoms. Because such acute illnesses are common and typically resolve, often no attempt has been made to diagnose the inciting infectious agent. Yet the spectrum of symptoms in ME/CFS that follows an apparently infectious illness due to an undocumented infectious agent is very similar to the illness following a well-documented infectious agent. Indeed, according to Dr. Anthony Fauci, the Director of the National Institute for Allergy and Infectious Diseases, patients post-COVID-19 can develop “a post-viral syndrome that's very strikingly similar to myalgic encephalomyelitis/chronic fatigue syndrome” (19). A widely-used case definition of ME/CFS was proposed by the U.S. National Academies of Sciences, Engineering and Medicine (NASEM) (20). This case definition requires that the illness must have lasted for at least 6 months. Since most people who have developed COVID-19 in the U.S. have not yet been ill for 6 months, not enough time has elapsed to know how many will develop an illness that meets the case definition of ME/CFS. We think it is likely that some will. What is the current burden from ME/CFS in the United States? CDC and NASEM estimate that between 836,000 and 2.5 million Americans suffer from ME/CFS; the direct and indirect economic costs of the illness to society are estimated to be between $17 and $24 billion each year (20). How Many Additional Cases of ME/CFS Will be Caused by the Pandemic? One can only guess about the future, but we propose a few conservative estimates. As of late December 2020, nearly 20 million Americans have tested positive for SARS-CoV-2. Based on serological studies the CDC estimates that the true number of infections may be exponentially higher. To estimate the number of people in the U.S. who may develop “long COVID” we make two conservative assumptions: (1) the introduction of effective vaccines in late 2020 and early 2021 will constrain the total number of people in the U.S. who become infected with SARS-CoV-2 to only 25 million Americans by the end of 2021; and (2) although over 50% of people with confirmed or suspected COVID-19 state that they remain with lingering symptoms at 3 months, we assume that only 10% will be left with an illness that meets the NASEM case definition for ME/CFS. This is consistent with a careful prospective study of the course of symptoms following three quite different acute infections (8). Over the course of 1 year, that would at least double the number of Americans suffering from ME/CFS. The annual incidence of the illness would equal or surpass the point prevalence—a remarkable event in the history of a chronic illness. What might this mean globally? As of December 2020, COVID-19 has been documented in about 80 million people, globally. Using similar estimates to those we used for the U.S., that number would be predicted to increase to nearly 110 million during 2021, and to generate over 10 million new cases of ME/CFS, globally. Of course, these number are all rough guesses. But they are informed by well-measured prior experience, and suggest that the U.S. and the world will see a substantial growth in the number of people with ME/CFS. How lasting that illness will be, we cannot know. Most long-term longitudinal studies of people with ME/CFS before the pandemic found that, in most patients, the illness had not abated after many years (21, 22), although the prognosis may be somewhat better in children with ME/CFS (23). What Causes Post-Infectious Fatigue Syndromes and ME/CFS? Any acute infectious disease, like COVID-19, that damages multiple organ systems can cause chronic symptoms (along with objective physiological abnormalities) in some people. The symptom of chronic fatigue could be caused by impaired function of the heart, lung, or kidneys. It is too early in the COVID-19 pandemic to know how many will suffer permanent dysfunction of these organs, but it surely is possible. Therefore, in some people with persistent, debilitating fatigue following COVID-19, documentable damage of these organs may be a sufficient explanation of their fatigue. Careful longitudinal studies assessing both symptoms and physiologic function will be necessary to know whether, and how often, this happens. Experiencing a life-threatening illness, particularly when extreme measures, such as artificial ventilation are required, can lead to post-traumatic stress disorder (PTSD). And if a patient has not been able to return to pre-illness function due to chronic symptoms, the persistent symptoms may also trigger major depression. These psychiatric disorders also may lead to chronic fatigue and related symptoms. Yet, many cases of post-infectious fatigue follow in the wake of acute infections that are not known to cause permanent damage to the heart, lungs or kidneys—and in people without comorbid PTSD or depression. In the typical case of ME/CFS, in particular, the inciting “infectious-like” illness most often appears to be a transient infection, or a primary infection that becomes permanent but does not typically produce chronic organ dysfunction (such as occurs with Epstein-Barr virus). What might explain the fatigue and other symptoms if there is no documented heart, lung or kidney damage? Although uncertain, it is likely that the causes of all post-infectious fatigue syndromes share with each other and with ME/CFS many common elements (24). Longitudinal studies of people who develop COVID-19 may help reveal the biological underpinnings of many post-infectious fatigue syndromes. In people with lingering fatigue post-COVID-19—and without chronic cardiac, pulmonary or renal dysfunction—one likely explanation for the chronic fatigue is a state of chronic low-grade neuroinflammation generated by the disease (25). SARS-CoV-2 can infect the brain, causing neuroinflammation (26). Moreover, inflammation elsewhere in the body can activate the innate immune system in the brain via both humoral and retrograde neural signals, largely involving the vagus nerve (27, 28). As argued elsewhere (24), neuroinflammation can produce fatigue through the action of various cytokines, perhaps acting on a “fatigue nucleus”—a collection of neurons dedicated to diminishing energy-consuming activities (“sickness behavior”). Such energy-conserving behavior in an organism that is infected or injured would help to focus available energy stores on the process of healing (27, 29). In addition to activation of a “fatigue nucleus” by neuroinflammation, a state of chronic, severe fatigue and related symptoms could also be explained by other abnormalities identified in ME/CFS: impaired energy production (30), oxidative stress (31), ion channelopathies (32), and impaired cerebral perfusion (33). The longitudinal studies that need to be conducted include repeatedly collecting information on the presence and severity of various symptoms—symptoms common in people with COVID-19 and symptoms that are part of case definitions of ME/CFS. Such studies also should include repeated laboratory studies of the immune system, metabolism, gene structure, and the transcriptome, as well as tests of thinking, sleep, and the functioning of the nervous system, heart, and cardiovascular system. What Are the Implications for Practicing Physicians? Although there now is a literature of over 9,000 peer-reviewed studies of ME/CFS, as identified by NASEM (20), it is our experience that many practicing physicians know little about the illness. If a wave of new cases that doubles the number of Americans with ME/CFS is about to emerge, we need to increase efforts to prepare physicians to deal with this burden. A U.S. ME/CFS Clinician Coalition—physicians experienced in the care of people with ME/CFS—has created a website containing useful information 1 . CDC 2 and NIH 3 also provide online information. Conclusion The COVID-19 pandemic has been a tragedy. It has devastated the health and financial well-being of many people around the world. An unprecedented effort is underway to understand, prevent and treat the disease, including substantial recent funding to study post-COVID illnesses, in the U.S. and elsewhere. We should not forget the importance of studying all people who become infected with SARS-CoV-2, even those with only mild initial illnesses, and to study the recovery period and the long-term health consequences of COVID-19. We need to know how to prevent and treat “long COVID.” What we learn may apply to the prevention and treatment of ME/CFS, as well. Author Contributions AK conceptualized the paper and wrote the original draft. AK and LB reviewed and finalized the paper. All authors contributed to the article and approved the submitted version. Conflict of Interest AK reports receiving personal fees from Serimmune Inc., Ono Pharma, and Deallus, and grants from the National Institutes of Health, for activities unrelated to the submitted work. LB is employed by the Bateman Horne Center which receives grants from the National Institutes of Health, and from BHC receives fees from Exagen, Inc., and Teva Pharmaceutical for activities unrelated to the submitted work.
The goal was to characterize prospectively the course and outcome of chronic fatigue syndrome in adolescents during a 2-year period after infectious mononucleosis. A total of 301 adolescents (12-18 years of age) with infectious mononucleosis were identified and screened for nonrecovery 6 months after infectious mononucleosis by using a telephone screening interview. Nonrecovered adolescents underwent a medical evaluation, with follow-up screening 12 and 24 months after infectious mononucleosis. After blind review, final diagnoses of chronic fatigue syndrome at 6, 12, and 24 months were made by using established pediatric criteria. Six, 12, and 24 months after infectious mononucleosis, 13%, 7%, and 4% of adolescents, respectively, met the criteria for chronic fatigue syndrome. Most individuals recovered with time; only 2 adolescents with chronic fatigue syndrome at 24 months seemed to have recovered or had an explanation for chronic fatigue at 12 months but then were reclassified as having chronic fatigue syndrome at 24 months. All 13 adolescents with chronic fatigue syndrome 24 months after infectious mononucleosis were female and, on average, they reported greater fatigue severity at 12 months. Reported use of steroid therapy during the acute phase of infectious mononucleosis did not increase the risk of developing chronic fatigue syndrome. Infectious mononucleosis may be a risk factor for chronic fatigue syndrome in adolescents. Female gender and greater fatigue severity, but not reported steroid use during the acute illness, were associated with the development of chronic fatigue syndrome in adolescents. Additional research is needed to determine other predictors of persistent fatigue after infectious mononucleosis.
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